KORFOWE ARABIANS
Foreign Press - Prasa Zagraniczna



verkauften nur gegen harte Devisen ins Ausland. Lediglich eine sterilisierte Fawortochter, die etwas zu klein geraten war, und ein Wallach wurden zum Verkauf angeboten. Ober einen befreundeten Zirkustrainer gelang es dann am Rande der Legalillit, in den Besitz von elf arabischen Hengsten zu kommen (trotz Vorkaufsrecht von Janow Podlaski!). Aus diesem Erwerb stehen noch die Schimmelhengste Engar (Bandos/Engracja, 1971) sowie Erfurt (Bandos/Elwira, 1980) im Gestuet. Erfurt war nach den Papieren als Wallach ausgewiesen, hat jedoch inzwischen eine wundersame Wandlung zum Hengst erfahren!

Der Zuechter des in den USA legendaren Hengstes Bask

Nicht unerheblichen Anteil am Erfolg des jungen Gestuetes duerfte auch der bekannte polnische Araberkenner Roman Pankiewicz haben, der mit Rat und Tat zur Seite steht. R.P. wurde waehrend der Kriegswirren nach Sibirien deportiert, musste dort als Wald- und Minenarbeiter zwangsarbeiten.

Durch glilckliche Umstende bekam er die Chance, mit Pferden zu arbeiten. Nach seiner Riickkehr in die Heimat konnte er ein Landwirtschaftsstudium abschliessen, kam jedoch aus politischen Gruenden zunaechst nicht so recht voran. Ais Zuchtassistent startete er dann ab 1951 seine Karriere im Albigowa Gestuet, in dem zur damaligen Zeit die wertvollsten Araberstuten des Landes standen. Innerhalb kuerzester Zeit wurde er dort Direktor. Er ist unter anderem auch der Zuechter des in den USA legendaeren Hengstes BASK. 1959 wurde er gezwungen Albigowa zu verlassen, arbeitete dann bis 1967 in Michalow, sowie daran anschliessend im Hengstgestuet Boguslawice. Seit 1983 befindet er sich im Ruhestand, ist jedoch der Araberszene als Berater, Autor vieler Publikationen und Ehrenmitglied der poinischen Zuchtervereinigung erhalten geblieben.

Diese Kombination aus dynamisch jugendlicher Begeisterung und Unternehmergeist, gepaart mit der zuchterischen Erfahrung eines Roman P., erklaeren wohl den raschen Erfoig gegen die starke Konkurrenz der Staatsgestute. Nicht unerwaehnt bieiben soll der erfolgreiche russische Trainer und Jockey im Dienste der Familie Grootings: M. Pietriakow. Zu dem Pferdebestand ist zu sagen, dass hier durchaus Pferde in Schauqualitaet zu sehen waren, die nicht unbedigt an den Muniqui Renntyp erinnern. Dies ist die logische Konsequenz der Zuchtkriterien, welche die Rennleistung der polnisch gezogenen Araber nur als einen, nicht einmal wichtigsten Parameter der Zuchttauglichkeit sehen. Uns stach besonders der Senior des Gestuetes ins Auge, ENGAR, ein Bandos-Sohn, sowie dessen Halbbruder Erfurt.

Die Rennpferde im Korfowe Rennstall

Nach einer Fuehrung durchs Gestuet wurden unsere Fragen von der Gestuetsbesitzerin geduldig beantwortet. So erfuhren wir, daB die Rennsaison in Warschau von April bis November geht, die Rennen jeweils wochentlich mittwochs, samstags und sonntags stattfinden, davon 75% Araberrennen! Die Rennpferde im Korfowe Rennstall werden morgens und abends geritten (keine Bewegungsmaschinen!). In der Regel gehen die Pferde 2 1/2-jaehrig ins Training und bestreiten ihr erstes Rennen 3-jaehrig.

Die Decktaxen bewegen sich zwischen 3000 und 5000 Dollar, fuer polnische Zuechter besteht eine Extraregelung bei Bedeckung mit Hengsten der Staatsgestuete. Bei Bier und Vodka verging die Zeit wie im Flug und wir mussten langsam auf Quartiersuche gehen, wurden dann auch auf Anhieb an der Hauptstrasse kurz vor Warschau fuendig. Gespraechsstoff ueber das bisher Gesehene beim hervorragenden und extrem preiswerten Abendessen (GOLONKA = Schweinshaxe, ca. DM 3,-) hatten wir genug.

Die Rennbahn vor den Toren Warschaus

Am naechsten Morgen erwartete uns nur noch eine kleine Fahrtstrecke bis vor die Tore Warschaus, wo wir dann nach einigem Suchen unser Ziel, die Rennbahn, erreichten. Wir waren noch zeitig dran, sodass wir uns in aller Ruhe das grosszuegig angelegte Stadion anschauen konnten. Sehr beeindruckt waren wir von der Grosse der gesamten Anlage, die sich in bestem Zustand prasentierte, gepflegte Rasenflachen, ueberall Blumen. Unser Fahrzeug stand etwas verlassen auf dem ueberdimensional gross wirkenden Parkplatz.

Wir waren dann auch sehr froh, als uns freundlich bedeutet wurde, innerhalb der Rennbahnumzaunung zu parken (in Polen sollen ofters die Autos ungewollt die Besitzer wechseln?). Peu a peu fuellten sich die Raenge, und auch wir wollten langsam unsere Eintrittskarten losen. Ueberraschend fuer uns wurde ein 3-Tages-billet (VIP-Karte) angeboten, welches uns neben dem Rennbahnbesuch auch die Gestuetsbesichtigung der Staatsgestuete sowie die Nationalshow und Auktion in Janow Podlaski ermoglichen sollte, inklusive Uebemachtung in Privatquartieren in Janow, plus Verpflegung, das Ganze fuer ca. 350,- DM pro Person (retrospektiv fuer das Gebotene ein Dumpingpreis).

Man sah sehr viele prominente deutsche Zuchter

Klaus Niethammer, unser Insider aus Marbach, machte uns auf diesen und jenen aufmerksam. Interessante Bekanntschaften wurden geschlossen, alles drehte sich natuerlich ums Pferd.

Die einzelnen Rennen wurden professionell abgewickelt, sie einzeln zu kommentieren wuerde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, zumal hier ein Defizit an Kompetenz meinerseits besteht. Allein das Rennfieber hatte uns alle gepackt, und die Zlotys wurden eifrig zum Wettschalter getragen, freilich mit wechselndem Erfolg.

Bis zum letzten Rennen waren wir auf der Siegerstrasse, aber dann im Hauptrennen versagte ausgerechnet unser aller hoher Favorit DEKOR, alles auf Sieg gesetzt, alles verloren! Die Reise konnte trotzdem fortgesetzt werden und "versagen" ist auch zu krass formuliert, er wurde halt "nur" Dritter. Sein Saisonhohepunkt war mit dem Gewinn des diesjahrigen Europachampionates wohl schon ueberschritten, aber immerhin fieberten wir mit der Besitzerin mit.

Speziell Joanna Grootings hatte wieder allen Grund zur Freude, konnte Sie doch mit DANDY (Boryslaw/Dania) einem 3-jahr. Hengst den Sieger ilber ein 2000 m Rennen stellen.